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Effizienzsteigerung durch Digitalisierung

Im BWL-Forschungsprojekt nahmen wir uns vor, die Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung in einem modernen Arbeitsumfeld zu untersuchen. Dabei verglichen wir unsere beiden Ausbildungsbetriebe: Die Luftwaffe der Schweiz (öffentlich rechtliche Institution, direkt dem VBS unterstellt) und die privatwirtschaftliche Tschopp Holzbau AG. 

 

Forscherfrage

«Wie trägt Digitalisierung zu einem vereinfachten Arbeitsalltag bei?»

 

Digitale Logbücher bei der Luftwaffe

Bei unserem ersten Untersuchungsobjekt analysieren wir den Digitalisierungsprozess im Zusammenhang mit digitalen Logbüchern, welche bei der Schweizer Luftwaffe eingesetzt werden.

 

Wie war es vor den digitalen logbüchern?

Für die Datenerfassung aller relevanten Flugdaten verwendet man in der Fliegerei sogenannte Logbücher. In der Luftwaffe enthalten sie unter anderem Daten über die Konfiguration des Helikopters, die Flugzeit, die anstehenden Kontrollen und Fälligkeiten für Geräte, Störungen und Fehlermeldungen, sowie viele weitere Daten betreffend den operationellen Betrieb. Jeder Helikopter besitzt sein eigenes Logbuch und die Daten werden von dafür zuständigen Arbeitskräften eingelesen und in den weiteren Systemen verwaltet.

Wird ein Helikopter nach einer Kontrolle oder der Flugbereitschaft an die Piloten übergeben, werden das Logbuch und damit verbunden die Konfiguration und Einschränkungen besprochen und von den Piloten unterzeichnet. Während der Mission werden von den Piloten weitere Daten in das Logbuch eingetragen, wie beispielsweise Störungen, die während des Fluges aufgetreten sind.

Kommt der Helikopter dann nach einem Flug wieder in den Hangar, finden Retablierungsarbeiten statt. Dabei gibt es drei verschiedene Unterteilungen. Einerseits kontrolliert eine Person die Kabine und das Cockpit, eine andere den Heckträger und eine weitere Person die Triebwerke und das Hauptgetriebe. Um zu gewährleisten, dass der Helikopter kontrolliert wurde, unterschreibt jede Person die durchgeführte Arbeit am Helikopter im Logbuch.

 

In Alpnach haben wir zwei verschiedene Hallen, einerseits die Flugbetriebshalle, von welcher der tägliche operationelle Betrieb läuft und andererseits die Unterhaltshalle, in der Reparaturen und Kontrollen durchgeführt werden. Für den Fall, dass bei einem Helikopter eine grössere Kontrolle ansteht und dieser noch zur Retablierung in der Flugbetriebshalle steht, musste man bis anhin mit der Dokumentenvorbereitung für die Kontrolle warten, bis alle Arbeiten am Heli unterschrieben sind und in das Verwaltungssystem eingelesen wurden. Dies war sehr zeitaufwendig und es verzögerte den Start der Kontrolle, da man ohne den Arbeitsbericht keine Arbeiten verrichten durfte. Doch noch viel schwerwiegender war es, wenn ein Helikopter im Gelände eine Störung hatte. Denn dann musste man mühsam per Telefon mit schlechter Qualität alle Daten übermitteln, so dass wir die nötigen Massnahmen für die Problembehandlung vollziehen konnten.

 

Für die Datenverwaltung haben wir mehrere Systeme: die FIS-Planung, die die Daten über die Konfigurationen und anstehenden Fälligkeiten enthält, das Flight-Fleet, welches die Flugpläne und geplanten Flüge verwaltet und schlussendlich noch das SAP-Portal, bei dem die Seriennummern der verbauten Geräte und die Kontrollen dokumentiert sind. Die Systeme sind nicht miteinander verknüpft und man musste somit gewisse Daten mühsam mehrmals in die einzelnen Systeme eingeben.

 

Da wir auf einer nationalen Ebene operieren, besitzen wir verschiedene Standorte, an denen an unseren Helikoptern gearbeitet wird. Da nicht alle Mitarbeiter bei uns auf einzelne Daten der Systeme zugreifen konnten, erschwerte dies die Zusammenarbeit, da das Logbuch stets im Helikopter war. Während wir dann vielleicht eine Reparatur planen mussten, konnten wir die dafür nötigen Daten nicht auslesen, da sich das Logbuch beispielsweise gerade in Locarno befand.

SWOT-Analyse

Welche Stärken und Schwächen haben die digitalen Logbücher im Vergleich zu den früheren Logbüchern? Welche Chancen bieten sich und welche Risiken sind damit verbunden?

Stärken (Strengths)

  • Vereinfachung des Prozesses (Daten, die eingegeben werden, erscheinen augenblicklich auf den anderen Systemen)
  • Mehrere Personen können gleichzeitig an einem Logbuch arbeiten.
  • Das Logbuch ist von überall zugänglich (ortsunabhängig).
  • Spart Zeit bei der Eingabe der Daten.
  • Bessere Zuordnung, welcher Arbeitnehmender, welche Arbeit verrichtet hat.

Schwächen (Weaknesses)

  • Bei Problemen mit dem System, oder gar Ausfall des Systems, ist es sehr fehleranfällig, da man die Daten analog festhalten muss und dann nachtragen.
  • Nicht alle Mitarbeiter besitzen die nötigen digitalen Kenntnisse, um mit dem System umzugehen.
  • Es werden Schulungen zum korrekten Umgang benötigt.
  • Anfangs wird die Eingabe zeitaufwendiger sein.

 

 

Chancen (Opportunities)

  • Arbeitszeiteinsparung durch schnellere Prozesse
  • Weniger Arbeitspersonal für die Verwaltung der Daten benötigt.
  • Mehr Ressourcen, da man nun mehr Stellenpensum für den Unterhalt und den Flugbetrieb der Helikopter hat.
  • Verflechtung der einzelnen Systeme = Vereinfachung des Systems.

Risiken (Threats)

  • Ältere Mitarbeiter fühlen sich im „Stich“ gelassen, da sie Mühe mit der Digitalisierung haben.
  • Daten können nicht korrekt festgehalten werden, falls das Tablet kein Akku mehr hat bei beispielsweise längeren Missionen.
  • Bei Nachtflügen kann das Tablet aufgrund der Helligkeit nicht benutzt werden, da es keinen NVG-Modus besitzt (Night Vision Goggles).
  • Arbeitsstellen könnten verloren gehen, bzw. abgeändert.

 

Im Zeitalter der Digitalisierung ist es mehr denn je wichtig, die Chancen, die geschaffen werden, zu ergreifen. Durch das Digitalisieren der Logbücher kann der gesamte Arbeitsprozess einfacher und effizienter gestaltet werden. Das Logbuchsystem ermöglicht flexiblere Arbeitsmöglichkeiten, spart Zeit ein und verbindet die einzelnen Systeme besser miteinander. Die Digitalisierung bringt allerdings auch Herausforderungen mit sich. Darunter stechen vor allem die Fehleranfälligkeit bei Systemproblemen, der Schulungsbedarf für die Mitarbeiter und mögliche Akzeptanzprobleme, insbesondere bei älteren Mitarbeitern, hervor. Trotzdem bietet das System enorme Chancen für eine Ressourcenoptimierung, hinsichtlich der Fachkräfte und der Arbeitszeit. Schlussendlich ist es wichtig, dass alle Faktoren bei der weiteren Entwicklung des Logbuchsystems berücksichtigt werden und die Ängste und Unsicherheiten der Mitarbeiter ernst genommen werden.

 

Digitale Baupläne bei der Tschopp Holzbau ag

Als ich meine Ausbildung begann, wurden alle Informationen in Papierform weitergegeben. Auf dem Weg zur Baustelle führte man einen Koffer mit Plänen, Grundrissen, Schnitten und dem Detailheft mit sich. Durch wiederholtes Auf- und Zusammenfalten wurden die Pläne zunehmend unleserlich und rissen schliesslich oftmals ein. Dies machte es erforderlich, die Pläne regelmässig neu zu drucken, was zu einem erheblichen Papierverbrauch führte. Zudem hatte immer nur eine Person Zugriff auf die Pläne. Wenn Material vom Lager zur Baustelle transportiert werden musste, musste dies schriftlich festgehalten werden. Da selten nur ein Polier an einem Projekt arbeitete, waren oft mehrere Materiallisten im Umlauf. Dies führte wiederum häufig zu Fehlern bei der Materialberechnung.

 

SWOT-Analyse

Welche Stärken und Schwächen haben die digitalen Baupläne im Vergleich zu den früheren Plänen auf Papier? Welche Chancen bieten sich und welche Risiken sind damit verbunden?

Stärken (Strengths)

  • Die verschiedenen Arbeitsschritte werden miteinander verbunden (Zeichnen-Montieren).
  • Bei Planänderungen kann dies im Büro umgezeichnet werden und jeder hat sofort den neuen Plan zur Verfügung.

Schwächen (Weaknesses)

  • Bei einem Systemfehler oder falls ein Tablet kaputt geht, wird der Arbeitsprozess verzögert.
  • Anfänglich ist es sehr zeitaufwendig, die Mitarbeitenden in die neuen Systeme einzuarbeiten. 

 

 Chancen (Opportunities)

  • Arbeiter auf dem Bau können selbstständig Bauelemente nachmessen.
  • Alle Arbeiter vom Zeichner über den Maschinisten bis hin zum Monteur haben dieselben Pläne.
  • Arbeitsprozesse können schneller abgehandelt werden, da die Systeme miteinander verbunden sind.

Risiken (Threats)

  • Ältere Mitarbeiter haben Mühe mit der Digitalisierung.
  • Wenn das Tablet kein Akku mehr hat, muss man auf die analogen Pläne zurückgreifen. Diese sind jedoch eventuell nicht aktuell und das kann zu Fehlern führen.

 

 

 

Heute hat jeder Polier ein Tablet. Die Tablets sind alle miteinander vernetzt. Das heisst, wenn mehrere Poliere auf einer Baustelle arbeiten, können sie gleichzeitig an der gleichen Materialliste arbeiten. Auch der Projektleiter kann direkt von seinem Büro auf die Daten zugreifen. Dadurch wird die Arbeitsproduktivität erheblich gesteigert und der Bauprozess wird somit vereinfacht. Des Weiteren kann bei Detailfragen ein Foto gemacht werden, worauf der Projektleiter die notwendigen Informationen zeichnen und schreiben kann. Durch die Tablets wird zudem viel Papier gespart und man kann somit Ressourcen sparen. Es spielt jedoch auch eine bedeutende Rolle, dass man Mitarbeitende, welche wenig Erfahrung im Bereich digitale Techniken haben, unterstützt und korrekt schult. Die Digitalisierung bringt somit einige Vorteile mit sich und kann Arbeitsprozesse effizienter und einfacher gestalten. Man darf allerdings auch nicht die Schwächen, welche die Digitalisierung mit sich bringt, vergessen, denn insbesondere bei Ausfällen des Systems, kann es zu erheblichen Fehlern kommen.

Der Vergleich

In diesem Kapitel werden die beiden untersuchten Digitalisierungsprozesse der Schweizer Luftwaffe und der Tschopp Holzbau AG miteinander verglichen. Beide Fallstudien zeigen, wie Digitalisierung die Effizienz steigern kann, aber auch, welche Herausforderungen damit verbunden sind.

Gemeinsamkeiten

Beide Fälle zeigen, dass die Digitalisierung zu erheblichen Effizienzsteigerungen führen kann, indem sie die Prozesse beschleunigt und den Zugang zu Informationen erleichtert. In beiden Unternehmen wurde der Papierverbrauch drastisch reduziert, was nicht nur Kosten spart, sondern auch umweltfreundlicher ist. Zudem erhöht die Digitalisierung die Transparenz und Nachverfolgbarkeit der Arbeitsprozesse.

Unterschiede

Ein wesentlicher Unterschied liegt in den spezifischen Anwendungen und den daraus resultierenden Herausforderungen. Während bei der Schweizer Luftwaffe die Datenintegration verschiedener Systeme und die ortsunabhängige Verfügbarkeit zentral sind, liegt der Fokus bei der Tschopp Holzbau AG auf der direkten Zusammenarbeit auf der Baustelle und der Vermeidung von Fehlern bei der Materialberechnung. Zudem sind die technischen Anforderungen bei der Luftwaffe durch den Einsatz in sicherheitskritischen Bereichen höher, was zusätzliche Herausforderungen mit sich bringt.


Fazit

Die Digitalisierung bietet in beiden Fällen grosse Chancen zur Effizienzsteigerung und Prozessoptimierung. Jedoch müssen die Risiken und Herausforderungen, wie technologische Abhängigkeiten und die Notwendigkeit von Schulungen, sorgfältig bewältigt werden. Beide Unternehmen haben durch ihre Digitalisierungsinitiativen erhebliche Verbesserungen erzielt, die als Vorbild für weitere Digitalisierungsprojekte dienen können.

 

03.06.24 Giulia Voegtli und Valentin Jung 

 


Vokabular

 

Fälligkeiten Gewisse Geräte, wie Fluginstrumente müssen periodisch nach einer gewissen Zeit ersetzt werden.
 Flugbereitschaft  Vor jedem Flug findet eine ausführliche Kontrolle der Systeme am Helikopter statt, diese nennt man Flugbereitschaft.
Konfiguration Jeder Helikopter kann beliebig umkonfiguriert werden. Beispielsweise kann man Seitenspiegel einbauen für Lastenflüge.
NVG-Modus Dies ist ein spezieller Modus von Display-Anzeigen, bei dem die Helligkeit für Nachtflüge mit Nachtsichtgeräten, welche sehr lichtempfindlich sind, angepasst wird.
Polier Zuständige Person auf der Baustelle, zudem für die Arbeitsvorbereitung zuständig.
Retablierungsarbeiten Das sind sogenannte Nachflugkontrollen, welche nach jedem Flug stattfinden.

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